Am 09. November gedenkt das Bündnis Schwerte gegen Rechts den Opfern der Reichsprogromnacht, in deren Rahmen auch in Schwerte Häuser und Geschäfte von Jüdinnen:Juden zerstört wurden und die nach Ansicht des Historikers Hans-Jürgen Döscher „den Übergang von der Verfolgung zur existentiellen Vernichtung der Juden in Deutschland“ markiert.
Dieses Jahr werden wir dazu nicht nur bei der traditionellen Gedenkfeier um 19:00 an der Gedenkstätte an der ehemaligen Synagoge in der großen Marktstraße teilnehmen sondern auch vormittags mit einem Stand auf dem Cava Dei Tirreni-Platz präsent sein.
Zur Gedenkfeier möchten hier zudem wir den Aufruf des Organisators Fritz-Günter Held teilen:
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
nach über 30 Jahren Erinnerungsgeschichte an diesem Ort lassen wir uns fragen: warum laden Schwerter Friedensinitiative, Pax Christi, Oekumene-Arbeit und Schwerter Bündnis gegen Rechts jedes Jahr ein zur Mahn- und Gedenkfeier an der Gedenkstätte Synagoge?
Die Antwort: Weil wir nicht sprachlos bleiben wollen angesichts des Unrechts, das Menschen in unserem Umfeld erfahren. Weil wir gemeinsam an dieser Gedenkstätte ein Zeichen der Selbstverpflichtung setzen wollen für ein Engagement, das Hassreden und Gewalt nicht hinnimmt gegen Verfolgte und Flüchtlinge, gegen Migrantinnen und Migranten, gegen Andersdenkende und Andersgläubige, gegen Menschen in anderen Lebensformen und Menschen mit Beeinträchtigungen.
Mit dem Ermächtigungsgesetz der Nazis, dem christliche und liberale Abgeordnete zustimmten, wurde den Nazis die Möglichkeit des Aussortierens, Vertreibens und Mordens im Namen von Volkstum und Rasse und Gesinnung gegeben. Die Nazis hielten die ergriffene und unter blutigem Druck legitimierte Macht fest. Konzentrationslager und rücksichtslose Reintegration, Verderben und Krieg und Morden bestimmen seitdem eine schreckliche Schuld- und Schamgeschichte.
Wir wollen in dieser Stadt zusammenstehen über Glaubensgrenzen und Parteigrenzen, über Herkunftsgrenzen und Sprachgrenzen hinweg gegen Nazi-Terror und Rechtsextremismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, gegen Islamophobie und Antisemitismus.
Im vergangenen Jahr stieg die Zahl rechtsradikaler Straf- und Gewalttaten gegenüber dem Vorjahr in unserem Land bei antisemitischen Übergriffen wie auch bei islamophoben Übergriffen wesentlich an bis über eine Verdopplung hinaus.
Soziale Umbrüche und Krisen verschärfen gesellschaftliche Konflikte. Ängste und Neid gehen da gerne Hand in Hand. Und das Sündenbockgebaren, der Versuch, anderen die Schuld zuzuschreiben angesichts von Mangel und Missständen, wird gerade von Rechten gerne angewandt.
Es ist an uns, in den heutigen Problemfeldern nach guten, menschlichen Lösungen zu suchen und die Chancen zu ergreifen, die uns mit den nahen und mit den fernen Nächsten in unserer Gesellschaft zur Verfügung stehen.
Unser Bürgermeister Dimitrios Axourgos wird auch zum Gewinn, den Integration und Zusammenwirken für eine Stadt und ein Land bedeuten können, in seiner Ansprache etwas sagen.
Schalom
Fritz-Günter Held